Den Stoneman Miriquidi mit dem Mountainbike (er)fahren, das stand schon lange auf meinem Plan! Am letzten Septemberwochenende 2023 sollte es dann endlich so weit sein.
Relativ spontan hatte Matthias, unser neuestes Mitglied im Verein und außerdem Mitglied beim Picardellics Velo Team Dresden e.V., die Idee das letzte Septemberwochenende zu nutzen und den Stoneman als Silbertour, also in 2 Tagen, zu fahren. 2 Länder, 10 Gipfel, knapp 180 Km und über 4500 Hm in zwei Tagen! Ob ich mir das gut überlegt habe??? Klingt sehr herausfordernd und spannend zugleich! Also genau das Richtige für einen Triathleten, der auch gerne auf dem Mountainbike fernab der geteerten Straßen unterwegs ist. Die Wettervorhersage versprach angenehme 18 Grad, die Fitness sollte auch passen. Also, was hält mich auf!? Jetzt gib es keine Ausreden mehr!
Nun, auf geht’s: Zimmer in Annaberg-Buchholz gebucht, das Mountainbike ist nach einem Check bereit. Fehlte nur noch das Sachenpacken. Alles muss in einen kleinen Rucksack rein. Gut, eine lange und eine kurze Radhose, 3 Langarmshirts, eine Windjacke, eine Mütze, ein paar Handschuhe (ja, oben auf dem Gipfel kann es auch schnell mal kalt werden und haben ist besser als brauchen), Fahrradschlauch, Pumpe, Helm, Sonnenbrille, Hygieneartikel. Und falls der Hungerast kommt, dürfen natürlich ein paar Riegel nicht fehlen. Und der kommt ganz bestimmt! Erfahrungsgemäß wird mir das jeder aus dem Verein bestätigen können. Dank Matthias Tipp kommt noch ein Regenponcho dazu, den wir zum Glück nicht auspacken mussten. Aber man weiß ja nie!
Und schon geht’s Freitagabend aufgeregt nach Annaberg-Buchholz. Fachsimpeln und Carboloading beim Abendessen mit Pizza stimmten mich auf den bevorstehenden nächsten Tag ein.
Nach der ersten Übernachtung und einem guten Frühstück holten wir noch die Stempelkarte ab und so starteten wir am Samstag pünktlich 09:00 Uhr unterhalb des Pöhlbergs. 4 Gipfel standen bei uns am ersten Tag auf dem Plan! Zum Start fuhren wir noch mit langer Hose und Jacke, da es anfangs noch recht schattig war. Doch schon nach dem ersten Anstieg hoch zum Scheibenberg auf 807m konnten die Sachen im Rucksack verschwinden. Nur die Windjacke blieb in Griffweite, da es bei den Abfahrten doch recht frisch wurde. Nach einer kurzen Trailabfahrt und einer wunderschönen Strecke durch Wälder und entlang eines Baches näherten wir uns dem zweiten Gipfel des Tages dem Oberbecken Markersbach auf 848m. Übrigens der 10.te (neue) Gipfel, zu Ehren des 10-jährigen Bestehens des Stonemans.
Nach einer langen Abfahrt durch Wälder und Täler und einem kurzen, aber sehr knackigen Konteranstieg mit teilweise über 20%, rollten wir in Rittersgrün im Verpflegungsgarten der Familie Bleyl ein. Dort steht ein Kühlschrank mit Getränken und Snacks, aus dem man sich mit einer Kasse des Vertrauens bedienen kann. Mega! Wir stärkten uns vor dem anstehenden Anstieg zum Rabenberg auf 913m erstmal mit Knoppers und Cola.
Auf dem dann gefühlt nicht enden wollenden Anstieg stellte sich dann doch so langsam ein Hungergefühl ein. Hinter der nächsten Kurve muss doch nun endlich das ersehnte Sporthotel zu sehen sein!? Noch nicht. Stattdessen fahren wir zwei flowige Trailabschnitte mit Wellen, kleinen Sprüngen und hohen Anliegerkurven. Das Grinsen im Gesicht schwindet, als der Höhenmesser dann wieder knapp 250 Höhenmeter bis zum Kontrollpunkt anzeigt. Wieder ein Anstieg! Echt jetzt??? Ich habe Hunger und so langsam merke ich, dass die Stimmung etwas kippt! Leise fluche ich vor mich hin, hört ja niemand… Doch dann hatten wir es endlich geschafft und wurden mit einem leckeren Burger und dem Besuch von Katrin belohnt, die hier am Rabenberg mit ihren Kindern Urlaub machte.
Nach unserer wohlverdienten Mittagspause wartete dann der für heute letzte Anstieg zum Auersberg auf 1019m. Doch bevor es wieder steil nach oben ging, wurden wir erstmal mit einer wunderbaren Abfahrt durch das TrailCenter belohnt, übrigens das erste TrailCenter Deutschlands. Matthias immer voraus, versuchte ich dranzubleiben, durch Kurven, über Wurzeln und Schanzen. Was für ein Trail. Wahnsinn!
Der Weg hinauf zum Auersberg zog sich etwas, ist mit durchschnittlich 8% aber gut zu fahren. Am Kontrollpunkt stärkten wir uns nochmal mit einem Riegel, um dann bis auf einen kurzen Gegenanstieg entspannt nach Johanngeorgenstadt zu rollen. Gegen 18:00 Uhr erreichten wir das Tagesziel in Potucky. Nach einer langen Dusche ging es dann in den Ort zum Abendessen, um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Das gelang uns mit Spaghetti Carbonara und Schokokuchen mit Vanilleeis vorzüglich.
Genau das Richtige nach einem langen und anstrengenden Tag! Und morgen warten dann ja noch 6 weitere Gipfel. Ob das gut geht? Wir werden sehen…
Am nächsten Morgen dann der Check: Muskelkater? Nö, nur etwas schwere Beine. Dann kann es ja weitergehen. Bei knapp 7 Grad und einem Frühstück mit Croissant und kaltem Dosenkaffee ging es erstmal eine Weile entlang im Tal von Potucky, bevor sich der Weg langsam, aber sicher bergauf Richtung Plattenberg in 1043m Höhe richtete. Ohje, und ich merkte doch etwas. Nicht die Beine, aber dafür den Hintern! Zumindest wurde es nun wieder etwas wärmer und beim Aufstieg konnten die Jacke und die lange Hose wieder im Rucksack verschwinden.
Auf dem Gipfel erwartete uns die strahlende Morgensonne und trocknete den Schweiß vom Aufstieg. Von dort ging es talabwärts, um dann kurz darauf wieder steil nach oben auf 1028m auf den Plesivec zu führen. Die Strecke führte auf Wanderwegen und quer über die Skipiste. Nach einer kurzen Riegelpause (das musste sein!) ging es dann einen Trail hinab. Yes, wieder so ein super Trail mit Kurven und Schanzen. Was für ein Riesenspaß!!! Der Spaß währte nicht allzu lange, warteten doch immer noch 4 Gipfel auf uns.
Als nächstes nahmen wir die höchste Erhebung im Erzgebirge mit 1244m ins Visier. Na, welcher Gipfel könnte das wohl sein? Richtig, der Klinovec! Die Etappe zwischen Plesivec und Klinovec ist mit 30km und über 1.000 Höhenmetern die anspruchvollste. Deshalb stärkten wir uns in Marianska nochmal mit einer Kofola, bevor wir uns den ruppigen Trail nach Jachymov hinunterstürzten. Aber zumindest tut der Hintern nicht mehr weh oder hat dem drohenden Hungergefühl Platz gemacht. Bevor es Mittagessen gibt, trainieren wir jedoch nochmal ordentlich unsere Kletterfähigkeiten auf dem 12km langen und über 600 Höhenmeter hohen Anstieg auf den Klinovec. Oben angekommen, stempelten wir schnell die Karte und dann gab´s endlich Mittag: gebackener Käse und dazu eine große, kalte Cola (Tschechisch, natürlich)!
Vom Klinovec mussten wir weiter zum Fichtelberg. Statt für die flache Strecke entschieden wir uns für den Blue Line Trail mit zwar mehr Höhenmetern, dafür aber auch mit mehr Spaß. 7km Flowtrail hinunter nach Bozi Dar. Da schlägt das MTB-Herz hoch und 200 extra Höhenmeter sind ein angemessener Preis für das unbeschreibliche Gefühl das Mountainbike über jede Welle zu drücken, den Speed durch jede Anliegerkurve mitzunehmen und ausreichend Airtime zu generieren.
Den Fichtelberg auf 1215m Höhe nun schon im Blick, arbeiteten wir uns noch die Wellenschaukel hinauf. Oben angekommen belohnten wir uns erstmal mit einem Kaffee. Für diesen Ausblick hat sich doch der Anstieg gelohnt.
Alle Tausender liegen nun hinter uns und es bleiben noch 2 Gipfel, der Bärenstein mit 898m und der letzte Gipfel auf unserer Tour, der Pöhlberg, mit 834m. Das schaffen wir jetzt auch noch! Die Strecke zum
Bärenstein rollt gut dahin und lediglich der finale Anstieg hinauf zum Kontrollpunkt ist etwas bissig. Egal, Karte gelocht und weiter zum Pöhlberg. Beim finalen Anstieg hinauf, merkte ich doch ein wenig die Strapazen der beiden Tage und dass meine Grenzen bald erreicht seien. Auf den letzten zwei Kilometern führt der Anstieg durch eine alte Naturbobbahn mit teilweise wieder über 20% und losem Schotter. Auf diesem Stück musste ich dann doch mal absteigen und ein Stück schieben und noch einmal kurz in mich hinein fluchen, warum ich mir das antue. Matthias immer vorneweg. Pünktlich zum Sonnenuntergang kamen wir oben auf dem Gipfel an. Das und das letzte Loch in der Karte lässt alle Anstrengungen wieder vergessen!
Es war es eine wunderschöne Erfahrung für mich mal so richtig an die eigenen Grenzen zu gehen und den Körper und den Geist mal ordentlich herauszufordern (als wenn man das nicht auch beim Triathlon-Wettkampf tun würde)!? Und wo würde man schon lieber Mountainbiken, als im einzigartigen Erzgebirge, inmitten großartiger und faszinierender Natur!?
We made it! We rock! Eure Maria