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Mixed Relay Ironman 70.3 Jönköping

staffel schweden2024

Lisa - Die Schwimmstrecke

Beim morgendlichen Blick durch das Fenster ahnte ich schon nichts Gutes, die Bäume neigten sich im Wind und die Fensterläden am Ferienhaus klapperten. Aber jammern half nicht und der Teamgedanke brachte mich gut durch den Morgen. Im Auto auf dem Weg zum Start dann noch letzte Absprachen und ermutigende Worte.lisa schweden2024

Nach letzten Kontrollen in der Wechselzone gingen wir in Richtung Schwimmstart, Neo anziehen, Wasserspeicher auffüllen, so wenig wie möglich auf das dunkle Gewässer schauen. 8:45 Uhr dann die Neuigkeit, die Schwimmstrecke wäre verkürzt worden von 1,9 km auf 600 m. Im ersten Augenblick dachte ich, jemand hätte sich nur einen Scherz erlaubt, aber es stimmte tatsächlich. Die Boote sortierten die Bojen neu. Auf der einen Seite beruhigend, da es sonst unter diesen Umständen sehr gefährlich gewesen wäre auf die Distanz, auf der anderen Seite aber auch etwas traurig, da ich liebend gern die volle Strecke geschwommen wäre bei besserem Wetter.

Als ehemalige Schwimmerin gesellte ich mich zur ersten Startwelle gleich kurz nach 9 Uhr. Spätestens nach dem (erschreckend lauten) Kanonenschuss und inmitten hunderter Sportler in der Startgasse war mir klar: es gibt kein zurück mehr.  Nochmal abgeklatscht am Rand mit den besten Begleiterinnen überhaupt, dann die Rampe herunter und der Sprung ins kalte Nass.

Beim Kraulschwimmen nach vorn zu schauen schien mir bei diesen Wellen keine so gute Idee. Also ein Brustzug, um die Richtung zur nächste Boje zu finden. Wie sich herausstellte, war dies die noch schlechtere Idee.

Ich war genau zwischen zwei Wellen, sah überhaupt nichts abgesehen von Wasser und schluckte dieses auch noch massenhaft. So müssen sich Schiffbrüchige fühlen, dachte ich mir insgeheim. Immerhin konnte ich mal kurz lächeln zwischendurch, wenn auch eher aus Verzweiflung heraus. Also wieder zurück in die Horizontale und weiter Kraul. Zur Orientierung nutzte ich dann ein Kameraboot, welches zum Glück eine Zeit lang neben mir schipperte. Nach 10 Minuten von einem kräftigen Arm aus dem Wasser die Rampe hochgezogen, folgte auch schon mein 600m-Sprint zur Wechselzone, um den Chip an Ole zu übergeben. Dieses Stück lief überraschend gut, überall am Rand standen Zuschauer und feuerten uns Sportler an.

Ole - Rad

Bei unserer Ironman 70.3 Jönköping Premiere gab es gleich einen perfekten ersten Wechsel vom Schwimmen aufs Rad. Ich habe zum Glück auch gleich das richtige Bein zum Transponderwechsel bekommen und bin dann im Katapultstart von 0 auf 40 Km/h, ohne großes Aufwärmen, in das 90 km Zeitfahrabenteuer gestartet. Die letzte Zeitfahrerfahrung auf dieser Distanz lag zu diesem Zeitpunkt auch schon ein paar Monde zurück. Gut so, wer weiß ob man(n) sich sonst darauf eingelassen hätte 😊
Trotz teils orkanartiger Winde war die landschaftlich sehr schöne Runde um Jönköping sehr abwechslungsreich und kurzweilig. An der Strecke herrschte tolle Stimmung und es gab viele nette und hilfsbereite Helfer. Nach 40 Km einrollen mit mehr oder weniger Rücken- bzw. Kantenwind war ich noch sehr optimistisch was die Gesamtfahrzeit anging, was sich danach aber schlagartig ändern sollte. Einmal um eine 90 Gradkurve gefahren und der bis dato sehr gnädige Wind kam plötzlich frontal von vorne, was mit einer Geschwindigkeitsreduktion von mehr als 15 Km/h einherging. Das kann ja lustig werden dachte ich so bei mir. Das sollte jetzt bis zum 2.Wechsel in Jönköping so weitergehen, na dann herzlichen Glückwunsch. Zum Glück waren die Bedingungen ja für alle gleich. Es wurde also sehr, sehr anstrengend, da man sich einerseits permanent konzentrieren musste, nicht von der Strecke geweht zu werden und anderseits ja auch noch genügend Vortrieb erzeugt werden wollte.
Am Ende habe ich das dann doch noch ganz gut gemeistert, in dem ich konstant die die richtigen Watt- und Pulswerte gefahren bin und mich auch gut verpflegt habe. Was Danny allerdings an den Morton Gels so toll findet bleibt mir aber weiterhin ein gut gehütetes Geheimnis. Für mich erinnert die Konsistenz eher an Weltraumnahrung, als an WK-Verpflegung. Ein hoch auf die Powerbar-Gels 😊
Endlich wieder wohlbehalten und zum Glück am Stück in der Wechselzone angekommen, hatte ich jedoch gleich erstmal Schwierigkeiten, meine Radschuhe richtig auszuziehen (einer war noch am Rad, nebst dazugehörigen Fuß, der andere schon aus dem Schuh auf dem Teppich), dann war der Fahrradparkplatz plötzlich verschwunden und ich parkte vorübergehend an der falschen Nummer, was ich aber zum Glück noch selbst bemerkte und dann zielsicher im 2. Anlauf mein Rad regelkonform abstellen konnte… die 4. Disziplin heißt nicht umsonst „WECHSEL“ und sollte auch mal wieder mit ins Training eingebaut werden … danach habe ich aber meine Läuferqualitäten mit den Radballettschuhen perfekt ausgespielt und wieder ein bisschen Zeit gut gemacht, Patrick dann richtig erkannt, ihm zum Test das falsche Bein (ohne Transponder hingestellt), was er erwartungsgemäß aber sofort bemerkte und dann glücklich und zufrieden auf Platz 2 liegend den Staffelstab übergeben… DANKE für einen unvergesslich schönen Tag an die komplette Reisekombo und die Mitfieberer zu Hause …

Patrick - Lauf

patrick schweden2024Nachdem wir Lisa der Rauen-See übergeben haben, sind Ole und ich Richtung Wechselzone gelaufen, sodass er sich für seinen Teil fertig machen konnte. Als Läufer einer Staffel der Mitteldistanz hat man ja etwas mehr Zeit und so stieg die Aufregung bei mir nur langsam aber stetig.
Lisa kam und Ole fuhr los, jetzt hatte ich noch über 2h Stunden Zeit und ging mit dem Supporter Team erstmal einen Kaffee trinken und noch ein Stück Kuchen essen.

Nach der Stärkung bin ich mich umziehen gegangen und in Richtung Wechselzone aufgebrochen. Jetzt stand Warmmachen und einlaufen auf dem Programm um mich für die 21,1 km bereitzumachen. Beim Warmmachen lernte ich zwei Typen aus Deutschland kennen die durch Schweden reisten und Ihre Reisepläne zufällig mit diesem Wettkampf überschnitten, Sie hatten mich noch nach meinem Namen gefragt um mich später anfeuern zu können.
Ich war fertig und bereit, Ole allerdings noch über 25 km weit entfernt also hieß es warten, sehr lange warten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war es so weit, Ole fuhr in die Wechselzone ein und es konnte losgehen. Als er in die Staffelzone einlief war ich bereit den Zeitchip abzumachen, aber er stellte mir das rechte Bein hin, sodass ich ihm erstmal am falschen Knöchel rumgefummelt habe.
Nachdem ich das richtige Bein gefunden habe lief die Übergabe reibungslos.

Ich startete voller Elan und viel zu schnell und musste mich kurz nach dem Start einbremsen, Tempo gefunden und das erste Mal am Zielbereich vorbei. Das war schon eine tolle Erfahrung, so viele Menschen, unglaublich. Dann ging es am See weiter und die erste Gegenwindpassage kam, noch war ich voller Zuversicht das mich ein bisschen Wind nicht aufhalten kann. Dann kam die zweite Gegenwindpassage und meine Zuversicht schwand. Ich habe mir eingeredet, wenn ich im Gegenwind mein Tempo drossle, dafür die Rückenwindpassagen schneller laufe, wieder zu meiner Wunschpace komme, aber das war ein Trugschluss. Die Rückenwindpassagen musste ich nutzen um wieder zu Atem zu kommen und irgendwie wieder auf Renntempo zu beschleunigen. Der Wind war tatsächlich brutal stark und hat unglaublich viel Energie gekostet.
Das zweite Mal an der Zielzone vorbei hat neue Lebensgeister geweckt, wieder dieses schöne Gefühl von so vielen Menschen angefeuert zu werden. Hier traf ich auch die beiden Typen vom Warmmachen wieder und hörte Sätze wie: „Patrick du siehst gut aus, weiter so!“. Da hatten die beiden recht und so habe ich versucht wieder auf meine Wunschpace zu beschleunigen.
Dann kam der Gegenwind zurück und ich habe meine Ambitionen den Gegebenheiten angepasst und versucht das Beste draus zu machen.
Runde zwei ging auch vorbei und ich hatte nur noch eine vor mir, jetzt hieß es durchhalten und irgendwie ins Ziel kommen. Das gleiche Spiel nochmal, Gegenwind, Zweifel, Erschöpfung aber auch Freude und Euphorie an diesem tollen Rennen mitmachen zu können.
Im Zieleinlauf konnte ich noch die Stimmen meiner Frau und des restlichen Teams hören und schleppte mich mit letzter Kraft über die Ziellinie. Das hat Spaß gemacht und ich war auch mit meiner Leistung zufrieden.

Das nächste Mal dann die komplette Distanz erst dann darf man den Titel Ironman tragen...