In diesem Jahr wollte ich meinen Saisonstart etwas nach vorne verlegen und suchte einen gut erreichbaren Triathlon, der vor dem Moritzburger Triathlon angesetzt war. Da der Ausrichter Ironman inzwischen neben der Lang- und Halbdistanz auch die Olympische Distanz (dort 5150 genannt) beim renommierten Kraichgau-Triathlon anbietet, fiel meine Wahl auf dieses Rennen Ende Mai, also 14 Tage vor dem Quasi-Heimspiel im Moritzburg.
Die Registrierung bei Rennen von Ironman muss immer relativ zeitnah des Anmeldestarts erfolgen, da neben dem Prinzip „zeitigere Buchung bietet günstigere Preise“ auch die Startplätze schnell vergriffen sind. Da noch nicht klar war, wie meine Frau als Begleitung arbeiten musste und ob wir ggf. erst am Samstag Nachmittag in 600 KM Entfernung losfahren können, buchte ich für mich bei der Bahn eine Zugverbindung für unter 40 Euro, inkl. Sitzplatzreservierung im ICE.
Nach einer unkomplizierten Anreise machte ich mich auf zum Hotel, wo anhand vieler sportlich aussehenden Menschen und etlichen Triathlon-Rädern für jeden ersichtlich war, dass wir endlich wieder in eine „normale“ Triathlon-Saison ohne Corona-Absagen und Unsicherheiten gehen werden.
Also kurz im Hotel eingecheckt und auf zum Veranstaltungsgelände. Dort angekommen war ich zuerst etwas erstaunt, dass die Expo (Aussteller von Triathlon- und Sportzeugs) so klein ausfiel. Hatte ich mir anders vorgestellt. War aber nicht so schlimm, so konnte die Kreditkarte immerhin in der Tasche bleiben. Meine Frau freut es sicherlich. Dabei habe ich in meinem „Sportzimmer“ noch viel Platz für Dinge, dich ich ihrer Meinung nach gar nicht brauche. 😊
Mittels Startpass und Personalausweis registrierte ich mich als Starter und bekam sowohl meine Wechselbeutel als auch viele Infos der Abläufe, welche bei Ironman-Veranstaltungen doch wesentlich anders ablaufen. Während der Pastaparty wurden vom Veranstalter auf einer Bühne noch die Profis Daniela Bleymehl, Laura Philipp und Olympiastarter Justus Nieschlag begrüßt und interviewt. Alle 3 sollten am Sonntag auf der Halbdistanz starten und die vordersten Plätze belegen. Am Abend konnte ich dann auch meine Frau nach einer 8h Schicht und anschließenden 6,5h Fahrt inkl. meines Equipments begrüßen. Toll, dass sie das auf sich nimmt!
Wechselbeutel Ironman
Beim F60-Triathlon, so wie auch bei fast allen anderen Triathlons ist es so, dass man seinen Platz in der Wechselzone so vorbereitet, dass für die beiden Disziplinen Rad und Lauf alles benötigte am eigenen Wechselplatz in der Wechselzone bereitgelegt wird. Das heißt, dass neben dem Rad auch alles Equipment wie Radschuhe, Helm, Verpflegung liegt und auch alles für das abschließende Laufen (Schuhe, Mützen, etc.) dort platziert wird und man dort die benutzten Dinge vor der anschließenden Disziplin auch wieder ablegt.
Bei Veranstaltungen der Marke Ironman bekommt man im Vorfeld 3 große Beutel (blau, rot, weiß).
In dem blauen Beutel werden alle Dinge verbracht, die nach dem Schwimmen zum Radfahren benötigt werden. Startnummer, Helm, Schuhe, Radbrille, Verpflegung und was jeder für sich benötigt. Es darf nichts neben dem Rad liegen, dies würde zu einer Zeitstrafe oder Disqualifikation führen. So genau weiß ich das gerade nicht. 😊 Gleiches gilt für alles, was man zum Laufen benötigt. Dies wird im roten Beutel verbracht. Da sich das Schwimmen und somit die erste Wechselzone im Kraichgau viele Kilometer vom Zielort befinden, konnte man im weißen Beutel Wechselsachen, Duschzeug etc. verstauen. Dieser stand einem dann nach dem Zieleinlauf zur Verfügung, da er vom Schwimmen zum Ziel gefahren wurde. Den Beutel zum Radfahren musste man durch die Startnummer vorgegeben in der Wechselzone an einen bestimmten Haken hängen. Da diese in mehreren Reihen standen, galt es, sich seine Reihe gut einzuprägen.
Der Abend vor dem Rennen war ein kleines Highlight unserer Reise. Erstmals konnten wir die Athleten der ersten Triathlon-Bundesliga live racen sehen. Was für unfassbare Leistungen dort auf der Sprintdistanz (750 m Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) erbracht werden, ist schier unglaublich und wird meiner Meinung nach in Deutschland viel zu wenig honoriert. Wer die Möglichkeit hat, eine solche Veranstaltung mal zu besuchen (zum Beispiel bei „Die Finals 2022 Berlin“ Ende Juni), sollte das unbedingt mal tun. Neben Olympia-Teilnehmerinnen wie Laura Lindemann und Annabell Knoll kann man dort u.a. das Frauenteam des „Dresdner Spitzen TriTeam“ mit unserer F60-Triathlon-Vielstarterin Sophie Schumann starten sehen. Toll, dass wir solche Sportler*innen bei uns begrüßen dürfen. 😊
Race-Day
In diesem Fall zum Glück war der Start erst ab 13:45 Uhr (*Rolling Start*) angesetzt. Früh wäre es mit Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich und tiefhängenden Wolken nicht mein bevorzugtes Rennwetter gewesen, zumal die Seen im Mai auch noch relativ kühl sind. So konnten wir ohne gestellten Wecker aufstehen und gut frühstücken. Anschließend ging es langsam Richtung Hardtsee nach Ubstadt-Weiher. Zwar werden im Vorfeld viele Sachen vorbereitet (Pulver in Radflaschen, Aufkleber an Rad, Helm etc., aber dennoch gilt es am Renntag im Vorfeld noch Dinge zu erledigen, wie final Luft in die Reifen pumpen, Radcheck vom Kampfrichter (Bremsen, Startnummernbefestigung, Sitz des Helmes etc.) und natürlich Abgabe der Starterbeutel und das Platzieren des Fahrrads am vorgegebenen Platz. Danach wurde sich in den Neoprenanzug gezwängt, ein paar schwimmspezifische Übungen zur Erwärmung gemacht und dann gab es einen Glücksschmatzer zur Verabschiedung. Den Hinweis meiner Frau, dass das Einschwimmen bereits stattgefunden hat, habe ich schön überhört und meine Schwimmbrille mit einem Anti-Beschlagspray eingesprüht, da ich in letzter Zeit immer wieder mal Probleme mit dem Beschlagen der Brille hatte. Blöd ist dann nur, wenn der Zugang zum Wasser komplett abgesperrt ist und das benötigte Ausspülen der Brille unmöglich ist.
Glücklicherweise befand sich gleich nebenan ein Matschspielplatz und eine kleine Dame war gerade an der Wasserpumpe zugange, sodass sie mir freundlicherweise Wasser zum Ausspülen pumpte. 😊
Zurück im Startbereich merkte ich, dass ich meine Ohrenstöpsel nicht in den Ohren hatte. Ich mag es nicht, Wasser in den Ohren zu haben, schon gar nicht, wenn es kalt ist. Die Stöpsel hatte ich sogar dabei. In meinem Rennanzug unter dem Neo. Mensch Tri-REWEkind. Geht gut los. 😊 Also den Neo inkl. Arme bis zur Hüfte ausgezogen und die Stöpsel rausgeholt. (Wer schon mal einen Neo angezogen hat, weiß Bescheid). Ist ja nicht so, dass der Rolling Start bereits erfolgt ist und einige Starter schon im Wasser waren. Bei uns ist es ganz normal, dass einer dem anderen hilft und so war der Neo schnell wieder ordnungsgemäß verschlossen.
Rolling Start
Noch einmal eine Erklärung zum Rolling Start. Früher war es so, dass alle zusammen ins Wasser gingen und nach dem Startschuss gleichzeitig wie verrückt losgeschwommen sind. Dies wurde im Sportlerspeech „Waschmaschine“ genannt. Von außen toll anzusehen, fühlte man sich mittendrin wie genau in einer Waschmaschine. Unbeabsichtigte!!! Schläge, Tritte und auch mal eine verlorene Schwimmbrille waren an der Tagesordnung. Dies wird in den meisten Fällen jetzt durch den sogenannten Rolling Start ersetzt. Hierbei gehen alle 5 Sekunden 3 Starter ins Wasser, was das ganze entzerrt und allen einen guten Start in den Wettkampf ermöglicht. Anfangs etwas argwöhnisch beäugt, sind die meisten Altersklasseathleten jetzt sicher froh, dass dieser erste Stress genommen wird.
Auch für mich ging es jetzt ins Wasser. Für mich noch immer die unsicherste Disziplin. Vor allem in den letzten Monaten gab es hier eine Entwicklung bei mir und ich bin auf einem guten Weg. Ich konzentrierte mich also auf die sauberen Armzüge und den Beinschlag, zählte die Armzüge (warum auch immer zähle ich immer bis 100, schweife mit den Gedanken ab, verzähle mich und muss wieder von vorn anfangen. Warum? Weiß ich nicht. 😊 Ist halt so. Und zack war das Schwimmen ruck zuck vorbei. 😊 Es fühlte sich gut an. Und das war das wichtigste. Beim Schwimmausstieg sah ich noch kurz meine Frau und ab in die Wechselzone. Dieses Feeling. Die klatschenden Zuschauer. Ich liebe es. Rauf in die Wechselzone, den Beutel mit den Radsachen geschnappt und ab in das Wechselzelt. Den Beutel ausgekippt, Neo aus, Helm auf, Schuhe an, Startnummer umgemacht, Schwimmsachen in den Beutel, den Beutel den Volunteers zugeworfen und ab zum Rad. So wie man es bei den Profis bei Ironman-Rennen im TV immer sieht. Ein tolles Gefühl. Ab zum Rad und auf geht’s.
10 Kilometer mit Rückenwind auf gerade Strecke. Schnell. Na das läuft doch. 😊 Wer jedoch den Kraichgau kennt, der weiß, dass es in der Streckenbeschreibung von den 3 möglichen Kategorien Flat, Rolling, Hilly in letztere fällt. Und genau das erwartete mich dann auch. Zuerst ein etwas kleinerer Anstieg, dann ging es durch verschiedene Orte und deren Berge (ob Berg oder Hügel ist sicherlich Auslegungssache) über die gesamten 40 Kilometer hoch und glücklicherweise auch wieder runter. Bis zu 60 Km/h und die Ungewissheit, was einen hinter der nächsten Kurve erwarten würde, ließen mich auch von der liegenden Position auf dem Rad in die normale Position wechseln, die Hände immer gut an der Bremse. Ich habe mir dort hin und wieder eine Scheibenbremse gewünscht und werde mich dieser nicht verwehren, sollte ich mir irgendwann noch einmal ein neues Fahrrad zulegen. 😊
Erinnern kann ich mich an bis zu 11% Steigung, was für mich als Flachländer doch zu recht hohen Herzfrequenzen bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten im sehr tiefen zweistelligen Bereichen führte. 😊 Hinterher ist aber alles immer nicht so schlimm gewesen. Dennoch war ich froh, als uns einer der wirklich vielen vielen Zuschauern/Anwohnern an der Radstrecke zurief, dass wir es hinter der nächsten Kurve geschafft hatten. Wie wichtig, die Zuschauer (auch Du) bei allen Sportarten sind, wird jedem klar sein, der schon einmal an einem Event teilgenommen hat und weiß, dass auch wir in den hinteren Reihen beklatscht und angefeuert werden. Toll! Wieder etwas Profi-feeling: Das Rad wurde einfach einem Helfer in die Hand gegeben und dieser verwahrte das Rad an seinem angestammten Platz. Kein Geschiebe durch die ganze Wechselzone. Cool. 😊
Mein Problem allerdings war, dass ich diese Wechselzone vorher (zumindest im Detail) noch nicht gesehen hatte und mir die Orientierung etwas schwerfiel. So irrte ich etwas herum bis ich meinem Beutel gefunden hatte. Macht aber nichts. Alles in allem klappte auch hier alles recht gut. Also das gleiche Spiel wie in Wechselzone 1, nur mit anderem Equipmentwechsel. Laufschuhe, Kappe und Brille aus dem Beutel, Radschuhe und Helm hinein. Da ich merkte, dass die Blase etwas drückte, entschied ich mich noch schnell für einen Besuch auf dem Dixi. Sicherlich wären die letzten 50 Minuten auch noch ohne möglich gewesen. Ich konzentriere mich jedoch gerne auf die Ausführung der Disziplin und weiß, dass mich eine volle Blase nur nerven würde. 😊 Die 30 Sek. hatte ich auch noch Zeit.
Also ab auf die Laufstrecke. Bereits nach kurzer Zeit piepte meine Uhr das erste Mal. Dort standen dann 2:50 min. für einen Kilometer. Normalerweise habe ich meine Uhr so eingestellt, dass sie nach jedem Kilometer die vergangene Zeit anzeigt. Dies konnte nach 1 Kilometer also nicht richtig gewesen sein. Hm, habe ich mal wieder die Uhr nach einem Training (dort variiere ich manchmal mit den Einstellungen) nicht richtig umgestellt? Verdammt! Eigentlich nur eine dumme Kopfsache. Läuft man halt ohne. Die aktuelle Pace wäre ja trotzdem angezeigt worden. Aber mich macht das wahnsinnig. Naja. Konnte ich gerade nicht ändern. Nach kurzer Zeit überholte mich eine Staffelläuferin in einem annehmbaren Tempo, sodass ich erstmal einen Fixpunkt für das weitere Laufen hatte. Runde eins von zwei nutzte ich, um mich mit den Gegebenheiten (Anstiege, Abstiege, Verpflegungsstationen etc.) vertraut zu machen.
Auf der zweiten sprach ich dann die Läuferin an, welche Kilometerzahl sie auf der Uhr hatte. Da ihre Angabe nur wenig von meiner abwich, wusste ich also wo ich mich befinde und so konnte ich mein doch etwas moderates Tempo (festgemacht an meiner Verfassung) anziehen. Gesagt sei noch, dass die Kilometerangaben auf den aufgestellten Schildern für uns leider nicht zutrafen, die waren von den Halbdistanzlern, welche dieselbe Strecke in ausgeweiteter Form absolvierten. Somit konnten mir die Schilder nicht als Anhaltspunkt dienen. So lief ich also die zweite Runde in gesteigertem Tempo, verpflegte mich gut, grinste meiner Frau in die Kamera und schneller als gedacht war mein Saisonstart zu ende.
Ein gutes Schwimmen, ein erlebnisreiches Radfahren und ein solider, doch verhältnismäßig schneller Lauf sorgten für ein gut gelauntes Tri-REWEkind bei der anschließenden Siegerehrung der Profis und Agegrouper.
Nun haben wir Pfingstmontag. Wir haben das unfassbar tolle Event Sub7/Sub8 auf dem Lausitzring, bei dem wir als Triathlon Team Senftenberg einen nicht geringen Anteil als Planer, Helfer, Unterstützer hatten) hinter uns und das bedeutet nicht weniger, dass am kommenden Wochenende endlich nach 2 Jahren Pause der fantastische Moritzburger Triathlon stattfindet. Ich werde am Sonntag erneut auf der Olympischen Distanz starten.
Und wenn Dich mein Bericht vom Saisonstart ein wenig begeistert hat, freue ich mich im Namen unseres Vereins, wenn Du uns bei unserem eigenen Triathlon, dem 4. F60-Triathlon, als Sportler oder Zuschauer, am 04. September besuchst.
Danny Tri-REWEkind