Normalerweise ist im November ja Offsaison, dieses Jahr aber nicht. Das Wetter meinte es aber gut, sodass es auch noch im Oktober und November ausreichend warme Tage zum Trainieren gab. Bis hin zum Outdoorschwimmen, im Senftenberger See, da unsere Schwimmhalle renoviert wird und der Beruf es weniger oft zuließ, bei den benachbarten Triathleten in Finsterwalde zu trainieren. Pünktlich zum Abflug am 20.11. fing dann der typische Herbst zu Hause an. Zur Akklimatisierung blieben wir gleich 3 Tage in Tel Aviv inkl. Auftaktlauf und Testschwimmen im warmen Mittelmeer. Tolle Sache. ?
Am Mittwoch ging es dann nach Tiberias am See Genezareth. Pünktlich zur Registrierung kamen wir an und konnten gleich die Startunterlagen abholen. Alles entspannt auch wenn die netten Damen noch an uns geübt haben, da wir die erste Staffel waren. Dann weiter in ein Kibbuz 8km südlich und das Fahrrad zusammenbauen. Freitag früh bei der Testfahrt stellte Kathrin fest, dass die Schaltung nicht rund läuft. Aber Gott sei war Bernd vom Bikehouse Kamenz als Begleitung von Markus Thomschke und … vor Ort und half uns weiter. Vielen vielen Dank dafür😊.
Damit konnten wir in Ruhe in die Wechselzone einchecken.
Auch ohne Wecker wurde ich 3 Uhr wach und begann schon mal den Kaffee zu kochen. Doch was war das für ein Geräusch? Der Blick nach draußen zeigte deutlich: es regnet Bindfäden. Hmm ok, dann habe ich ja die Regenjacke nicht umsonst eingepackt.
Nach einem kurzen Frühstück ging es dann zum Wettkampfgelände / Fahrrad checken, Luft aufpumpen, Toilette besuchen und die Atmosphäre aufnehmen. Dies bedeutete sich unter einen Baum stellen, um mehr Schutz vor dem Regen zu haben und schon mal die Langdistanzler beobachten, die zum Schwimmstart gingen.
Dann war es soweit und es ging zum Schwimmstart. Die Teams sollten als letzte rein und Danny wollte mit mir starten, sodass wir den Rolling Start von hinten beobachten konnten. Ca. 1000 Menschen gingen hier ins Wasser. Alle 5s 5 Leute plus die Langdistanzler, die auf die 2. Runde gingen. Von außen nicht so zu erkennen, aber gleich nach dem Start zu merken, war die doch etwas raue See mit ziemlichen Wellen. Beim durchschwimmen, der langsameren Agegroupern wurde mir auch etwas mulmig in dem Gewühl. Ich halte mich für einen erfahrenen Schwimmer, der auch welliges Wasser liebt, aber in dieser Menschenmenge? Da gab es für einige nur noch das Ergebnis sich an die Rettungsboards zu hängen. Für mich löste sich das quierlige Schwimmen erst bei der ersten Wendeboje auf, kam aber bis zum Ausstieg immer mal wieder. Dann fix in die Wechselzone - yes, es stehen noch eine Menge Fahrer rum - und den Staffelstab an Kathrin übergeben. Jetzt erholen und für die Laufstrecke vorbereiten.
Kathrin: Es regnete. Ich stand in der Transition Area und beobachtete andere Staffelteilnehmer bei ihren Vorbereitungen. Eine Offizielle erklärte auf Hebräisch wie der Wechsel ablaufen sollte. Die meisten verstanden es, ich nicht. Ich fragte sie, ob sie es mir noch einmal in Englisch erzählt, was sie dann auch tat. Kurz darauf gegen 7 Uhr kam auch schon der erste Staffelschwimmer zum Wechsel, das konnte nicht sein, da die Einzelstarter um 6:50 Uhr und die Staffeln danach gestartet waren, also gegen 7:10 Uhr. Das war sehr verdächtig. Ich traute mich aber daraufhin nicht mehr weg und wartete auf René. Ich vertrat mir die Beine, versuchte mich warm zu halten und zog meine Schuhe und Helm an, eine Jacke behielt ich noch an, das Wetter war immer noch ziemlich nass. René kam dann auch zu der erwarteten Zeit gegen 7:50 Uhr - Transponder abnehmen und an meinem Bein befestigen, Jacke aus - los ging es zum Rad und dann quer durch die Profiwechselzone - was schon ziemlich surreal war- auf die Straße, aufs Rad und los. Ich hörte noch Jane rufen und gab Gas.
Es regnete. Die ersten Kilometer fuhr ich auf der Überholspur, es lief gut. Die Straße war ziemlich nass und es standen viele Pfützen sodass ich mich zur Vorsicht ermahnte. Ab Kilometer 20 bis zum Wendepunkt bei Kilometer 45 meinte es das Wetter gut mit uns. Die Sonne kam raus. Auch die Anstiege waren noch nicht soooo anstrengend. ?
Auf dem Rückweg wurde es umso anstrengender. Es fing wieder an zu schütten und der Wind blies von vorn. An den Steigungen dachte ich, mich hält jemand fest. Dann sang hinter mir Jemand unsere Hymne „warum habe ich nicht Nein gesagt…“,😊 Danny fuhr auf mich auf, wir klatschten ab und er überholte mich, ca. bei Kilometer 65. Am Südzipfel vom See Genezareth kam der Wind wieder seitlich, so dass es gleich viel besser vorwärts ging. Bis zum Wechsel trat ich noch einmal ordentlich in die Pedalen. Dort wartete schon René auf mich. Er nahm mir den Transponder ab, gab mir meine Jacke zurück und spurtete los… glaube ich.
Es regnete. Ich war happy, ich hatte es unter 3h geschafft 😊 und das bei diesen Bedingungen und kaputt. Leider gab es für die Staffelstarter hier keine Verpflegung, zum Glück hatte ich vorgesorgt, ich stellte mein Rad ab und nahm schnell etwas zu mir.
René: In der Wechselzone wartend, sah ich mir schmunzelnd die Diskussionen der Offiziellen an, wo denn der Staffelstab zu übergeben wäre. Kurz vor dem ersten Teamfahrer kam dann eine Einigung zustande und es konnte weiter gehen. Da ich kein Handy dabei hatte, wusste ich nicht genau, wann Kathrin kommen wird und hatte mir irgendwas zwischen 10:45 und 11:15 ausgerechnet. Ich kam mit einem israelischen Staffelschwimmer ins Gespräch, der verzweifelt auf sein Handy schaute und auf seinen Fahrer wartete. Er lag wohl gut im Rennen und sollte laut Prognose der Tracking-App von Ironman schon vor 15min da sein. Wie es sich herausstellte hatte er einen Platten und fuhr die letzten 20km damit. Ich nutzte die Chance und bat ihn mal nach Kathrin zu schauen. Prognose: 10:46 - Blick auf die Uhr 10:40. What? Warmlaufen irgendwie verpasst. 10:43 kam ein blauer Einteiler ins Blickfeld - Danny. Puh - noch schnell etwas auf der Stelle tippeln. 10:48 kam auch schon Kathrin. Staffelstab schnappen und umschnallen, einmal durch die Wechselzone wetzen und dann ging es schon auf die 21,1km.
Gedanklich hatte ich mich auf die wellige Laufstrecke eingestellt und mich davon verabschiedet, den für mich wirklich guten Testlauf vom Dresdener Halbmarathon zu wiederholen. Allerdings war es hier genau mein Laufwetter. Gerade mal 20 Grad und Regen, teilweise viel Regen. Super, wenn mal kein Schweiß in die Augen läuft. So ging es erst mal in die Innenstadt von Tiberius. Nach 2km raus und bei km 3 lief ich auf Danny auf. Ganz klar mein persönliches Ziel. Auch wenn er natürlich die 90km Radfahren in den Beinen hatte und es nicht vergleichbar ist. Er war bärenstark in Form und hat es mir nicht leicht gemacht. Dann ging es zum ersten Wendepunkt hoch und wieder runter. Dann zum nächsten Wendepunkt hoch und wieder runter und zurück in die Stadt. Hier liefen mittlerweile Sturzbäche die Straße runter. Macht echt Laune. ? Schwer zu ermitteln wie viele Staffeln vor mir waren, hatte ich doch das Gefühl ein paar überholt zu haben und von einigen überholt worden zu sein. Ich wähnte mich im guten Mittelfeld und wollte das in der 2. Runde verteidigen. Also schnell mit Kathrin und Jane - der besten Supporterin und Fotografin - abgeklatscht und wieder Gas geben. Was soll ich sagen? Mittlerweile macht mir Laufen deutlich mehr Spaß als früher. Und es lief einfach - auch das Wasser aus den Schuhen. 😊 Die zweite Runde war purer Genuss. WP1, WP2 und zurück. Sogar 1min schneller als in DD trotz Höhenmeter.
Nun konnte ich an dem Wendepunkt 3 vorbei in Richtung Ziel laufen, wo Kathrin für den gemeinsamen Zieleinlauf auf mich wartete. Luft für einen Zielsprint hatte ich auch noch, sodass ich Kathrin - aus meiner Sicht sehr klar - symbolisierte, sie solle Fahrt aufnehmen. Danach sagte sie mir, dass sie nicht genau wusste, was mein wüstes Gefuchtel bedeuten sollte. Da muss bei mir doch etwas Sauerstoff gefehlt haben. 😊 Nach 5:31:28 waren wir Zwei glücklich im Ziel. Eine großartige Erfahrung reicher und mit 12 von 67 Staffel gesamt bzw. 5 von 33 Mixed Teams gut platziert.
Kathrin: Frisch geduscht und kurz erholt ging ich mit Jane an die Laufstrecke und feuerte René und Danny an. Es regnete wieder einmal. Sie kamen kurz nacheinander an uns vorbei, das sah noch gut aus. Danach suchte ich eine Möglichkeit über die Absperrung auf die Zielgeraden zu gelangen, was mir mit Hilfe eines Security auch gelang. Als René in Sicht war, gab er unmissverständliche Zeichen… 😉Lauf Kathrin, Lauf!! Er wollte noch einen richtigen Zielsprint hinlegen und fürchtet nun, dass ich ihn ausbremse. Also fing ich an zu laufen… so schnell ich konnte.
Etwa 50m vor dem Ziel waren wir auf gleicher Höhe und spurteten voller Euphorie und bei herrlichem Sonnenschein ins Ziel.
Kathrin & René
Fotos: Triathlon Team Senftenberg